Als Berufsverband ist die FMH im Bereich der Ärztegesundheit seit rund 10 Jahren aktiv. Die Veranstaltungsreihe «Prevention for Doctors; Gesunde Ärzte: vom Studium bis zur Pensionierung» thematisiert seit 2016 die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzten. Die FMH will mit der Veranstaltungsreihe der Frage nachgehen, wie der Gefahr im Arztberuf auszubrennen begegnet werden kann, vom Studium über die Weiterbildungszeit bis zur Pensionierung. Aus diesen Veranstaltungen entstand 2019 die Idee, eine gemeinsame Basis zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit aller Ärztinnen und Ärzte zu schaffen. Die gebildete Arbeitsgruppe, mit Vertretungen von JHaS, mfe, SGARM, SIWF, swimsa, VSAO, den FMH-Projekten Coach my Career und ReMed und den Abteilungen Berufsentwicklung, DDQ, Stationäre Tarife und Public Health, erarbeitete in den Jahren 2020 und 2021 die Charta Ärztegesundheit – Gesunde Ärztinnen und Ärzte für gesunde Patientinnen und Patienten.
Am 7. April 2022 wurde die Charta von der Delegiertenversammlung verabschiedet und an der Ärztekammer vom 19. Mai 2022 allen der FMH angeschlossenen Verbänden vorgestellt.
Die Charta Ärztegesundheit mit den 14 Kernaussagen und dem dazugehörigen Hintergrundpapier schafft eine gemeinsame Argumentationsbasis gegenüber Entscheidungsträgern und der Politik. Die FMH möchte damit Verbesserung der Arbeitsbedingungen und professionellen Strukturen innerhalb des Schweizerischen Gesundheitssystems erreichen. Die unterzeichnenden Organisationen setzen sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Einhaltung des Arbeitsrechtes, die Anerkennung der Belastungen der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte und eine wertschätzende Kultur innerhalb der Ärzteschaft ein.
1. Für eine optimale Betreuung und Behandlung der Patientinnen und Patienten braucht es gesunde Ärztinnen und Ärzte.
2. Die Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten ist entscheidend für eine hohe Qualität ihrer Arbeit. Es liegt im gesamtgesellschaftlichen Interesse, ihre Gesundheit zu erhalten.
3. Das Wohlbefinden der Ärztinnen und Ärzte und das Wohlergehen aller anderen Team-Mitglieder hängen voneinander ab.
4. Die Selbstfürsorge und Selbstregulation wird von Beginn des Studiums bis zur Pensionierung praktiziert und gefördert.
5. Die physische und psychische Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten hat eine hohe gesellschaftspolitische, akademische und unternehmerische Priorität.
6. Die psychosoziale Belastung, die von Ärztinnen und Ärzten getragen wird, muss anerkannt, adressiert, erforscht und thematisiert werden.
7. Ein ausgeglichenes Privat- und Berufsleben muss gefordert, gefördert und respektiert werden. Dies gilt sowohl in der Aus- und Weiterbildung, als auch im Berufsalltag und bei Karrierechancen.
8. Die Gesundheit von Ärztinnen und Ärzte zu schützen, zu bewahren und zu fördern liegt in der Mitverantwortung von politischen, akademischen und beruflichen Institutionen.
9. Respekt und Toleranz sind fundamentale Werte in der Aus- und Weiterbildung sowie während der gesamten beruflichen Tätigkeit. Eine offene Kommunikationskultur, das Bewusstsein für Probleme in Zusammenhang mit Abhängigkeiten, Diskriminierungen oder Belästigungen muss gefördert werden.
10. Die Rahmen-, Vertrags- und Arbeitsbedingungen während Studium und Berufstätigkeit müssen die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte schützen. Arbeitgeber, Aus- und Weiterbildungsstätten halten sich an die geltenden Rechtsgrundlagen.
11. Die Zeit, die aus gesetzlichen und reglementarischen Gründen für die Aus-, Weiter- und Fortbildung aufgewendet wird, gilt als Arbeitszeit (z.B. Ultraschallkurs).
12. Die geltenden gesetzlichen Grundlagen müssen während der Aus- und Weiterbildung und des Berufslebens eingehalten werden. Dazu gehören z.B. die Bestimmungen zu Arbeitszeit, Gesundheitsschutz und Fürsorgepflicht.
13. Leadership muss befähigend, respektvoll und fürsorglich sein. Es ist eine wichtige Voraussetzung, um die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte zu erhalten und zu fördern. Wertschätzendes Leadership kann erlernt werden.
14. Strukturierte interprofessionelle Teamarbeit hilft, die emotionale und fachliche Belastung zu verteilen. Gemeinsame Verantwortung trägt zur Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Ärztinnen, Ärzten und Teams bei. Sie muss gefördert und systematisch in die Arbeitsorganisation integriert werden.