Die in der FMH-Standesordnung geregelten etablierten Verhaltens- und Berufsregeln behalten ihre Gültigkeit auch bei der Verwendung dieser Kanäle. Das Papier «Zum Umgang mit sozialen Medien und Messenger-Diensten – Empfehlungen der FMH» dient der Ärzteschaft und ihren Mitarbeitenden in erster Linie zur Unterstützung in der korrekten Interpretation und Umsetzung der Standesordnung. Die Empfehlungen dienen als Orientierung und Hilfestellung, indem es sie auf Risiken aufmerksam macht, auf die sinnvolle Nutzung Bezug nimmt und den sorgfältigen Umgang mit sozialen Medien und Messenger-Diensten im ärztlichen Alltag unterstützt.
Soziale Medien wie Facebook, Instagram, LinkedIn, YouTube und X konzentrieren sich primär auf das Teilen von Inhalten entweder öffentlich oder innerhalb eines definierten Netzwerks von Followern, um einen breiten kommunikativen Austausch zu fördern. Sie zielen darauf ab, Informationen zu verbreiten und öffentliche Diskurse zu stimulieren, wobei Informationsvermittlung und zunehmend auch Unterhaltung im Vordergrund stehen.
Messenger Dienste wie WhatsApp, Threema oder Telegram sind digitale Plattformen, die einen unmittelbaren Austausch von Nachrichten zwischen Einzelpersonen oder innerhalb einer spezifischen Gruppe ermöglichen. Diese Dienste sind primär auf eine zielorientierte und private Interaktion ausgerichtet und sollen die Vertraulichkeit der Kommunikation gewährleisten.
Medizinische Bildaufnahmen spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose und Behandlung, insbesondere in visuell orientierten Fachgebieten wie der Dermatologie und Plastischen Chirurgie. Als Voraussetzung für die nachfolgenden Empfehlungen zur Handhabung medizinischer Bildaufnahmen in sozialen Medien und Messenger-Diensten ist die umfassende Aufklärung der Patientinnen und Patienten über die Verwendung ihrer Bilder und deren ausdrückliche Einwilligung zur Bildaufnahme zu betrachten.
Beruflicher Einsatz sozialer Medien
Eine kritische Prüfung des Einsatzes sozialer Medien zu beruflichen Zwecken ist unerlässlich. Für das Management und Monitoring müssen entsprechende Ressourcen wie Zeit, Know-how und Budget berücksichtigt werden.
Professionelle Social-Media-Inhalte
Auf professionellen Accounts in sozialen Medien ist es ratsam, nur Informationen zu veröffentlichen, die für die Praxis, das Angebot und die ärztliche Tätigkeit notwendig sind und Patienten, Kollegen, Kunden und Angehörigen einen Mehrwert bieten.
Verzicht auf Selbstdarstellung
Es ist angezeigt, auf die Verbreitung mehrdeutiger oder falscher Aussagen zu verzichten und professionelle Accounts in sozialen Medien nicht für die persönliche Selbstdarstellung zu verwenden.
Plattform-spezifische Stärken und Risiken
Es ist wesentlich, zu erkennen, dass verschiedene Plattformen und Kanäle jeweils spezifische Stärken und Risiken für bestimmte Kommunikationsziele bieten.
Trennung von privaten und beruflichen Accounts
Eine angemessene Trennung zwischen privaten und beruflichen Accounts auf Social-Media-Plattformen wird grundsätzlich empfohlen.
Sorgfalt bei Patientenanfragen
Freundschaftsanfragen von Patienten auf privaten Accounts sollten mit Sorgfalt behandelt werden.
Reflektierte Reaktion auf Kritik
Bei negativen Kommentaren in den sozialen Medien ist eine wohlüberlegte Reaktion empfehlenswert. Eine reflektierte Antwort kann zur Wahrung des Images und zum respektvollen Umgang im öffentlichen Diskurs beitragen.
Vermeidung unangemessener Inhalte
Es sollte darauf geachtet werden, auf sozialen Medien keine unangemessenen Inhalte zu posten und Kolleginnen und Kollegen behutsam auf nicht angemessenes Verhalten hinzuweisen.
Schutz patientenbezogener Daten
Patientenbezogene Informationen und Daten sollten in sozialen Medien nur in einer Weise verwendet werden, die absolut keine Rückschlüsse auf die Identität der Personen zulässt.
Rechte an veröffentlichten Inhalten evaluieren
Es empfiehlt sich, sorgfältig zu evaluieren, welche Rechte an den von Ihnen publizierten Inhalten – dazu zählen Bilder, Videos, Grafiken, Texte und Informationen – Sie den Betreibern der sozialen Medien gewähren.
Regelmässige Überprüfung eigener Beiträge
Es ist empfehlenswert, in regelmässigen Abständen eine Suche nach Beiträgen, die die eigene Person betreffen, auf sozialen Medien durchzuführen. Dabei sollte besonders auf Inhalte geachtet werden, die das persönliche oder berufliche Ansehen beeinflussen könnten.
Schutz von Social-Media-Konten
Der Schutz des Zugangs zu Social-Media-Konten ist eine wesentliche Massnahme, um die Sicherheit persönlicher Informationen zu gewährleisten.
Anpassung von Datenschutzeinstellungen
Die Anpassung von Datenschutzeinstellungen in sozialen Netzwerken ist eine wichtige Massnahme zum Schutz der Privatsphäre.
Bedachte Reaktionen auf Beiträge
Im Kontext sozialer Medien ist es ratsam, auf Beiträge anderer Nutzer bedacht und überlegt zu reagieren. Schnelle, unüberlegte Antworten können zu Missverständnissen führen oder das eigene Ansehen schädigen.
Gesetzeskonforme Nutzung von Messenger-Diensten
Die Nutzung von Messenger-Diensten sollte unter strenger Beachtung der gesetzlichen Vorschriften und der berufsethischen Richtlinien erfolgen.
Festlegung von Kommunikationskanälen
Es ist festzulegen, über welche Messenger-Dienste Kommunikation mit Patienten erfolgen soll. Diese Kanäle sind eindeutig zu kommunizieren.
Datenschutz bei Fachkommunikation
Messenger-Dienste dürfen für die Kommunikation zwischen medizinischen Fachpersonen genutzt werden, jedoch unter strikter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.
Konditionen für Messenger-Inhalte kommunizieren
Bei der Nutzung von Messenger-Diensten ist zu kommunizieren, welche elektronischen Inhalte akzeptiert und verwaltet werden und unter welchen Konditionen die Bearbeitung erfolgt.
Verschlüsselung sensibler Gesundheitsdaten
Es ist essenziell, dass besonders schützenswerte Gesundheits- und Personendaten bei der digitalen Übertragung mit Messenger-Diensten durchgehend und konsequent durch Verschlüsselungstechnologien geschützt werden.
Verifizierung bei Kontaktanfragen
Bei der Entgegennahme von Kontaktanfragen über soziale Messenger-Dienste wird empfohlen, die Identität des Anfragenden zu verifizieren und die Preisgabe persönlicher Informationen ohne vorherige Überprüfung der Vertrauenswürdigkeit des Kontakts zu vermeiden.
Patienteneinwilligung bei Vorher-Nachher-Bildern
Zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte und des Datenschutzes hat die Patienteneinwilligung der abgebildeten Personen bei der Veröffentlichung von sogenannten Vorher-Nachher-Bildern oberste Priorität.
Deaktivierung von Backup- und GPS-Funktionen
Bevor Geräte mit Kamerafunktion genutzt werden, ist sicherzustellen, dass alle cloudbasierten Backup-Systeme sowie die GPS-Funktion deaktiviert sind.
Entfernung von Identifizierungsmerkmalen
Vor der Verwendung von Messenger-Diensten und der Veröffentlichung auf sozialen Medien müssen zwingend alle potenziellen Identifizierungsmerkmale von Bildern entfernt oder unkenntlich gemacht werden.
Vermeidung spiegelverkehrter Bilddarstellungen
Die spiegelverkehrte Darstellung von Bildaufnahmen ist zu vermeiden, da sie zu Missinterpretationen und zu Fehldiagnosen führen kann.