Um das Berufsbild der Ärztinnen und Ärzte attraktiv zu erhalten, ist es von Bedeutung, ihren Arbeitsalltag zu kennen. Hierzu führt die FMH eigene Befragungen durch, orientiert sich an jüngsten Studien und steht in engem Kontakt mit wichtigen Stakeholdern. Der Fokus der aktuellen Projekte liegt auf den Bedürfnissen der Generation Y, der Arbeitsbelastung der Ärztinnen und Ärzte sowie auf der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen.
Während sich die Baby-Boomer langsam aus der Arbeitswelt zurückziehen, rutscht eine neue Generation nach: Die Millennials, – auch Generation Y genannt. Als Generation Y werden Millennials nicht nur bezeichnet, weil sie nach der sogenannten Generation X geboren worden sind, sondern auch, weil sie sich dadurch auszeichnen, alles in Frage zu stellen (Y englisch, sprich «Why» → Wieso?). Millennials gelten als technisch versiert, gut vernetzt, selbstbewusst, wissbegierig und anspruchsvoll in Bezug auf ihre Arbeit. Sie sind auf der steten Suche nach Sinnhaftigkeit und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
2020 hat die Generation Y weltweit bereits mehr als ein Drittel aller Arbeitskräfte ausgemacht. Ziel der FMH ist es, die Bedürfnisse der Medllennials – das sind die Ärztinnen und Ärzte unter den Millennials – abzuholen und im Rahmen ihrer Zuständigkeit Massnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität des Arztberufs für die Generation Y sicherzustellen.
Physician Associates – PAs – sind medizinisch ausgebildete, generalistische Gesundheitsfachkräfte, die an der Seite von Ärztinnen und Ärzten tätig sind. Sie arbeiten auf Delegation eines Arztes oder einer Ärztin und erfüllen ausschliesslich vordefinierte Aufgaben, die ihrem Knowhow entsprechen. Die Delegation von Routinearbeiten und administrativen Tätigkeiten entlastet und unterstützt Ärztinnen und Ärzte und ermöglicht es Assistenzärztinnen und -ärzten, mehr Zeit für ihre Weiterbildung aufzuwenden.
Im Weiteren stellen PAs die wichtige Kontinuität in der Betreuung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Beschwerden sicher, da keine regelmässigen Stations- oder Abteilungswechsel vorgesehen sind.
In der Schweiz arbeiten PAs erst seit wenigen Jahren in einigen Kliniken, hauptsächlich in der Chirurgie. In anderen Teilen der Welt – insbesondere in Nordamerika, Israel und Holland – hat sich das Berufsbild der PAs hingegen bereits etabliert und bewährt. Die FMH engagiert sich für die Integration dieses Berufsbildes im Schweizer Gesundheitswesen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen demografischen Entwicklung und neuer Ansätze bei der Behandlung von Mehrfacherkrankungen bei älteren Menschen arbeiten Gesundheitsfachpersonen aus den verschiedensten Berufsgruppen heute deutlich intensiver zusammen als früher. Viele Gesundheitsberufe haben sich auch deshalb in den letzten Jahren weiterentwickelt, spezialisiert und an Kompetenzen, Autonomie und Verantwortung gewonnen. Potenzial liegt derzeit noch in der Kommunikation zwischen den Akteuren, in der Rollenverteilung und in der Anerkennung der Kompetenzen der jeweils weiteren, in den Behandlungsprozess involvierten, Berufsgruppen.
Die Berufsverbände mehrerer Gesundheitsberufe wollen diese Herausforderungen angehen und haben die Plattform Interprofessionalität ins Leben gerufen. Dabei geht es zum einen um den Dialog, aber vor allem um die Entwicklung einer neuen Form des Kompetenzmanagements. Dies wird Auswirkungen auf die Bildungs- und Fähigkeitsprofile der einzelnen Berufe haben. Die FMH unterstützt diese Bestrebungen als Mitglied der Plattform, präsidiert den Fachrat und bringt ihre Haltung und Werte in die Strategie mit ein.
Nach dem Unfallversicherungsgesetz (UVG) versicherte Unternehmen müssen die Richtlinien der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) einhalten. Um den Aufwand zu minimieren, der mit diesen gesetzlichen Verpflichtungen einhergeht, hat die FMH zusammen mit Arbeitsspezialisten von Arbeitssicherheit Schweiz eine Branchenlösung für die ambulante Medizin ausgearbeitet. Diese ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten als Arbeitgebern, ihre Verantwortung für Arbeitssicherheit in der eigenen Arztpraxis auf einfache, interaktive und praxisorientierte Weise wahrzunehmen. Die Branchenlösung der FMH kann von allen ambulanten Praxen der Schweiz verwendet und individuell auf die jeweilige Praxis angepasst werden.
Das «FMH-Forum Notfall» engagiert sich für eine interdisziplinäre und integrierte Notfallmedizin jenseits von Partikularinteressen und regionalen Beschränkungen. Seit 2020 steht dabei die Neuorganisation der ärztlichen Notfallversorgung im Fokus. Im Forum sind die am Rettungswesen in der Schweiz beteiligten ärztlichen Fachgesellschaften, der Zentralvorstand der FMH sowie das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerung und Sport (VBS) vertreten.